System

John Cage "Variations V":

Überwindung des Apparats durch Kollaboration
-auf der Rückseite des Unbekannten-

Die Partitur von "Variations V" von John Cage besteht aus "Thirty-seven remarks re an audio-visual performance" (37 Bemerkungen im Anschluss an eine audio-visuelle Performance). Diese "remarks" betreffen zunächst ein "sound-system", das aus Tonbändern, Kurzwellenempfängern, Oszillatoren und den dazugehörigen Kontrolleinheiten besteht. Außerdem werden eine visuelle Ebene mit einer Filmprojektion und Fernsehbildern mit "image distortions" (Bildstörungen) sowie tänzerische Interventionen beschrieben. Diese Partitur bezeichnet Cage als ein "a posteriori score". Das heißt: es wird hier nicht beschrieben, was zu tun ist, sondern was bereits getan wurde. Die Uraufführung am 23. Juli 1965 in New York, die also der Partitur vorausging, wurde von einem heute ziemlich berühmten Freundeskreis realisiert: Robert Moog, Merce Cunningham, David Tudor und Nam June Paik haben mit Cage zusammengearbeitet.

Wir haben nun diese "remarks" unter unseren eigenen ästhetischen Prämissen interpretiert und im Sinne unserer Reihe das so entstandene System kritisch benutzt. Eingeladen waren die Medienkünstlerin Diana Wesser aus Leipzig, die sich seit einiger Zeit mit dem Thema Tanz auseinandersetzt; die Tänzer Caroline Decker aus Wien und Hermann Heisig aus Berlin und die Komponisten- und Musikerkollegen Karoline Schulz und Frank Dresig vom Ensemble "Neue Dresdner Kammermusik".

Mit ihnen zusammen haben wir uns ein "audio-visuelles System" konstruiert, um die Cage’sche Performance zu realisieren. Im weiteren Verlauf des Abends haben wir dann als Komponisten und Improvisatoren Teile dieses Apparates genauer erforscht.

Wie es eine der "remarks" beschreibt: "breakthrough by means of collaboration, into the "unorganized areas in the rear" of the unknown".